Forschungsprojekt 3

Erforschung eines integrierten Wasserlinsen-Aquakultur-Systems als optimierte Proteinproduktion in der Tierernährung.

Auf dem Gelände des Forschungs- und Besuchergartens des IMKF in Kloster Zinna wird exemplarisch ein integriertes Wasserlinsen-Aquakultur-System aufgebaut. Hierbei werden in einem 500m² großen Teich Wasserlinsen auf der Wasseroberfläche gezüchtet. Die Vorarbeit liefert hierzu die Dissertation von Dr.-Ing. Stefan Hügel.

Wasserlinsen gelten als die am schnellsten wachsenden Pflanzen der Welt, die ihre Biomasse bei optimaler Nährstoffversorgung alle 2-3 Tage verdoppeln können. Des Weiteren sind sie extrem reich an Protein und enthalten hohe Mengen an Pigmenten and Omega 3 Fettsäuren. Dadurch eignen sie sich hervorragend als Futtermittel für eine Vielzahl von Tieren. Studien an Hühnern, Enten, Rindern, Schweinen und Fischen zeigten bereits ein hohes Potential von Wasserlinsen um die gängigen Protein-Futtermittel wie Import-Soja und Fischmehl teilweise oder ganz zu ersetzen. Durch die etwa 25-mal höhere Protein-Produktion (pro Fläche und Zeit) von Wasserlinsen gegenüber Soja ergibt sich ein immenses Poteintial zur Flächeneinsparung beim Futtermittelanbau sowie zur Reduktion von Regenwaldrodung.

Ein großer Nachteil der Wasserlinsen besteht in ihrem hohen Wassergehalt von etwa 95 %. Dadurch müssen Wasserlinsen vor dem Transport getrocknet werden und sind dadurch aus logistischen Gründen kaum als Exportware geeignet. Dieser Nachteil lässt sich durch die unmittelbare Nutzung vor Ort umgehen, wenn die Wasserlinsen direkt in die Tierhaltung integriert sind. Dadurch kann der Tierkot direkt als Dünger genutzt werden, sodass wiederum keine Nährstoffüberschüsse entstehen, so wie sie sonst in den Viehhaltungsregionen zunehmend zur Normalität werden. Die Wasserlinsenproduktion kann in jegliche Tierhaltungssysteme integriert werden. Das höchste Potential liegt hier allerdings in der Aquakultur bei der Zucht von Graskarpfen. Diese Speisefische können zu 100 % mit Wasserlinsen ernährt werden, sodass einerseits keinerlei Futtermittel zugekauft werden müssen und andererseits der gesamte Fischkot durch die Wasserlinsen recycelt wird und folglich auch kaum zusätzlicher Dünger benötigt wird.

Die Fische werden in dem Wasserlinsenteich direkt gehalten, sodass kaum Transportwege entstehen. Die Wasserlinsen wachsen hauptsächlich während der warmen Jahreshälfte, wobei sie im Winter auf dem Teichgrund überwintern, um im Frühjahr wieder aufzutauchen.  Die Fische fahren ihren Stoffwechsel bei tiefen Wassertemperaturen ebenfalls soweit zurück, dass sie die Nahrungsaufnahme einstellen. Damit sind beide Systemkomponenten ideal aufeinander abgestimmt. Dieses System ist derart produktiv (auf Grundlage von Berechnungen und ersten Versuchen), dass es die weltweit erzeugte Menge an tierischem Protein in der Landwirtschaft vermutlich auf nur 3 % der derzeit genutzten Fläche produzieren kann. Es wird dabei Ackerfläche eingespart, aber auch Saatgut, Bodenbearbeitung, Pestizide und Grundwasserverschmutzung fallen weg.

Das Modellprojekt soll dazu dienen, den automatisierten Fütterungsmechanismus der Fische zu erproben, sowie die Produktivität der Wasserlinsen und die Gewichtszunahme der Fische im Teich zu dokumentieren, um die tatsächliche Produktivität ermitteln zu können. Das Resultat ist die kontinuierliche Produktion von 100 % regional und natürlich ernährten Speisefischen auf kleinster Fläche, innerhalb eines Nährstoff-Kreislauf-Systems.